Flugausbildung

Allgemeine Diskussionen über das "wahre" Ultraleichtfliegen

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vlastimirs
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Flugausbildung

Beitrag von vlastimirs » Fr 10. Sep 2010, 19:59

Im alten Jugoslawien war es normal dass PPL Flugschüler nach cca. 7 Stunden "Laschieren", also Solo fliegen, und die Ausbildung dann Solo absolvieren!
Wenn der FL nach 7 Std. der Ansicht war dass der Schüler noch nicht für Solo bereit ist, wurde dem Armen oft nahe gelegt es doch lieber zu lassen! Heute wird, ganz nach JAR, nach 45 Stunden mit einem gelangweilten FL im Schlepptau verlangt.

In Ungarn werden für UL Dreiachs volle 15 Stunden und für UL Trikes ganze 10 Stunden Ausbildung verlangt - dies gilt für Fußgänger; Umsteiger brauchen viel weniger!

Könnt Ihr euch Vorstellen mit so einer Ausbildung in der Gegend herumzuknattern?

Kennt Ihr auch so ähnliche Ausbildungsabläufe?

LG.
V.
Zensier mich doch:P
Stephan
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Beitrag von Stephan » Sa 11. Sep 2010, 05:35

Denk mal an die ersten Ul's. Das waren allesamt Einsitzer.
"Das Ding zwischen den Beinen ist der Knüppel: Dran ziehen Häuser werden klein. Nach vorne drücken: Häuser werden gross. Links das ist der Gashebel. Nach vorn: starten. Nach hinten landen. So jetzt mal die Nase in die Richtung dort. Und nu mach mal..."
Oder die Flugausbildung im Krieg. 6 Stunden auf Spitfire war glaub ich bei den Engländern am Schluss der Durchschnitt. Ebenso wie die Lebenserwartung.
Ich hab auch schon Flugschüler nach 8 Stunden lsogeschickt. Aber andere nach 30 eben noch nicht. Ich denke mal das hat deren Lebenserwartung deutlich erhöht.
Die Begabung ist eben individuel. Mindeststunden, egal ob beim Scheinerwerb oder dessen Erhaltung ist absoluter Unfug. Menschen sind nun mal keine Maschinen und jeder hat seinen eigenen Rhytmus.

Gruss Stephan
Lässt sich niemals durch den Amtsschimmel vom Himmel holen...
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snoopy
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Re: Flugausbildung

Beitrag von snoopy » Sa 11. Sep 2010, 09:15

vlastimirs hat geschrieben:In Ungarn werden für UL Dreiachs volle 15 Stunden und für UL Trikes ganze 10 Stunden Ausbildung verlangt - dies gilt für Fußgänger; Umsteiger brauchen viel weniger!

Könnt Ihr euch Vorstellen mit so einer Ausbildung in der Gegend herumzuknattern?

Kennt Ihr auch so ähnliche Ausbildungsabläufe?
In Italien ist das ähnlich. 15 Stunden (IIRC) sind für UL vorgeschrieben, der Durchschnitt braucht meines Wissens rund 17-20.

Nach 7, 8 Stunden erster Alleinflug unter optimalen Wetterbedingungen mit der äußerst gutmütigen Tecnam P92 oder einem Firefox ist auch etwa der Durchschnitt. Sehr sehr wenige fliegen etwas früher allein, viele aber auch später.

In Italien bleiben bei dieser Art der Schulung in der Regel Navigationsflüge und Soloflüge vom Platz weg auf der Strecke, ebenso Landungen auf großen Flugplätzen mit Verkehr und Tower. Die sind genau aus diesem Grund in Italien mit UL eh unzulässig.
Viele können nicht anständig navigieren und sind ohne GPS -manchmal auch mit- aufgeschmissen.

Ich habe meine Prüfung in Italien nach etwa 15 Stunden gemacht, mir unmittelbar danach allerdings den Fluglehrer geschnappt und auf einen Navigationsflug (alle Pisten in der Umgebung von rund 50 km) bestanden.
Der klappte an sich klasse, einschließlich meiner Planung, die ich mir selbst beibringen mußte. Das war kein Problem, da mir -was die meisten nicht nachvollziehen können- Navigation, Koppeln etc. viel Spaß macht.
Nur habe ich einen Kurs versehentlich verkehrt abgelesen (Geodreieck statt Kursdreieck) und um 180° verkehrt aufgeschrieben, und bin den dann auch erstmal so geflogen. Der Lehrer ließ mich aber so weiterfliegen, bis ich nach kurzer Zeit selbst darauf kam, daß irgendetwas wohl nicht ganz richtig sei. Seitdem habe ich immer den Finger auf der Karte, und überlege mir vorher, in welche Richtung beispielsweise ein 220-Grad-Kurs auf der Karte in etwa zeigen muß. Das kommt halt mit der Erfahrung; ich bin aber ganz froh, diese mit Fluglehrer gemacht zu haben, auch wenn ich mir sicher bin, daß ich trotzdem nach Hause gefunden hätte (wußte meine Position genau, und nach Hause mußte man nur auf einen weithin sichtbaren Funkturm auf einem Berg zuhalten). Von mir unbemerkt hatte er vor der Abschlußlandung übrigens noch die Sicherung für den Klappenantrieb herausgeschraubt. So ist mir viel eher aufgefallen, daß 5 Knoten Gegenwind besser sind als 5 Knoten Rückenwind.

Einige Jahre, aber nicht allzu viele Flugstunden danach habe ich dann die obligatorischen Alleinflüge und die Prüfung in Deutschland absolviert, um den deutschen Schein zu machen. Der deutsche Fluglehrer stieg mit mir ein, um zu sehen, was ich kann, und sagte mir nach dem anspruchsvollen "Testflug", er könne mir fliegerisch nichts neues beibringen, ich könne alles und müsse nur üben, weil ich viel zu wenig geflogen sei.
Das habe ich als großes Kompliment für mich, aber auch für meinen italienischen Lehrer verstanden.

Ich kenne aber auch Leute, die in der Ausbildung keinen einzigen Stall gemacht haben, vielleicht eine Notlandung, die selbst von den Basics wenig bis gar nichts wissen (die Theorie in Italien war schlicht ein Witz), die fleißig am GPS tippen und nach den Koordinaten statt nach der Karte fragen, wenn man ihnen sagt, daß ein Platz nördlich liegt und sie nur der Bahnlinie entlang zu fliegen brauchen, und dann nach dem Kursabweichungspfeil des GPS fliegen, anstatt zum Fenster rauszuschauen.

Meine Meinung dazu: Was man letztendlich lernt, hängt sehr von einem selbst und natürlich vom Fluglehrer ab. Egal wieviele Stunden vorgeschrieben sind.
Wobei ich schon der Auffassung bin, daß 15 Stunden für unbefleckte Fußgänger wohl ein Minimum darstellen werden. Damit kann man dann evtl. mit dem Flugzeug halbwegs klarkommen, aber nicht mehr.

Nach dem ersten Alleinflug den Rest solo zu lernen, halte ich allerdings für ein recht unnötiges Wagnis.

Hans
Es ist eine Kunst zu fliegen, oder vielmehr ein Trick. Der Trick ist, daß man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben. (Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis III)
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