On Top ist Blöd

Problemschilderungen, Ausfälle, Missgeschicke etc......

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Cobra Uwe
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On Top ist Blöd

Beitrag von Cobra Uwe » Do 17. Jul 2008, 21:42

Ich wurde gebeten einen Sunwheel aus der Gegend Paderborn nach Ampfing zu überführen.
Nichts lieber als das.
Endlich eine Aufgabe und kein blödes „im Kreis!“ fliegen.
Also sind wir dann in München um drei Uhr mit dem Dreiliter Diesel in der Früh auf die Bahn und in Richtung Norden geblasen.
Das Wetter hat mit der Vorhersage übereingestimmt. Fliegbar.
Am Mittelgebirge hatten wir dann aufliegende Bewölkung und starken Regen. Schon im Auto unangenehm.
Mein Plan um acht Uhr an der Warburg in der Luft zu sein zerbröselte wie eine Sandburg am Strand während der Flut.
Warten war angesagt. Stundenlang.............
Gegen 11:00Uhr sind wir mit einem Motorsegler los um nach dem Wetter in Südlicher Richtung zu schauen. Die Wettervorhersage und das GAfor sagte: Fliegbar.
Das war dann auch meine Einschätzung, aus dem Mose raus gesehen.
Eine Schicht in 5000ft und ein paar letzte Regenwolken.
Also mit dem Mose gelandet, in den Sunwheel geklettert und losgeknattert.
Die ersten zwanzig Minuten waren Easy. Dann war ich On Top, hatte aber immer einen dunklen Streifen am Horizont den ich als Erdsicht interpretiert habe.
Nach einer Stunde sind die beiden Layers zusammengelaufen und ich saß in der Falle. Der klassische Anfängerfehler:oops:
Umkehren?
Rechts zeigte sich die Spitzen von der Rhön aus den Wolken. So wusste ich zumindest etwa wo ich bin. Bein GPS hatte wohl einen Schnupfen und ist öfter hängen geblieben.
Was tun?
Ein kleines Loch rechts von mir tut sich auf und ich habe Bäume und eine Wiese gesehen.
Jetzt oder nie, also Gas raus und mit drei Spiralen unter den Deckel……….. und bin in einem Tal rausgekommen…………….. ein Bauerhof in der Mitte um den ich wie die Motte um das Licht gekreist bin und überlegt habe was ich machen soll.
Mir war schon irgendwie klar dass mein Weg hier nun zu Ende ist und habe mir ein nettes Plätzchen in der Nähe eines Hofes zum Landen gesucht. So ohne Zaun und so…….
Vielleicht noch eine Kneipe in der Nähe ;-)
Im Osten des Tales war die auf dem Top aufliegende Bewölkung etwas heller und ………. jetzt oder nie. In Baumwipfelhöhe in das nächste Tal und im Zickzack um die blöden Buckel herum in Richtung Osten. Richtung Meiningen. Keine 50m bis zum Boden.
Mein Plan am Dolmar anzuhalten ging nicht. War auch im Nebel.
Kurz vor Meinigen dann die Erlösung…………… es wurde heller im Süden. Ich drehte im Tal in Richtung Hassfurt. Dort angekommen habe ich ich mir erst einmal einen Kaffee und eine Portion Spagetti gegönnt.
Ich hätte nicht gedacht das mich 2,40h so Stressen können….. war aber so!
Der Trip von Hassfurt nach Ampfing war dann bei blauen Himmel ein Traum.

Mein persönliches Fazit: Treffe die Entscheidung zum Umkehren früher und erspart euch den ganzen Mist. Mir passiert so etwas nicht mehr. Versprochen!
(Ähm, das habe ich beim letzten Mal auch gesagt als mir eine an einer Kette am Kran aufgehängte Keissäge entgegenkam..... Schäm)


UWE

PS: Und lasst euch das eine Lehre sein…………. mein Ernst
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ColaBear
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Beitrag von ColaBear » Fr 18. Jul 2008, 17:38

Coole Geschichte. Was *genau* hat dich veranlasst, nach dem Mottenflug am Bauernhof nicht einfach dort zu landen? Was waren deine Gedanken?

Gruß
ColaBear
Stephan
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Beitrag von Stephan » Fr 18. Jul 2008, 18:44

Du sollst doch auch auf Dich aufpassen, lieber Uwe!
Aber die Falle On Top ist wirklich nicht ohne. Ich erinnere mich da auch an eine solche Situation. Ich wollte partout zum Vulkan hoch den man mir über Funk als wolkenfrei beschrieben hatte und bin dann eben durch einige Wolkenlöcher da hochgekrabbelt. So um die 9000 ft sagte mir dann meine Passagierin dass sich hinter uns alles schliessen würde. Im letzten Augenblick habe ich dann den Megariesenkorkenzieher durch ein letztes Loch hingelegt dass uns bald die Augen aus den Höhlen gesprungen wären. Den ganzen Abend Kopfschmerzen gehabt. HÄtte natürlich auch oben herauskommen können und dann 40 Minuten in eine Richtung fliegen und hoffen irgendwo an einer Wolkengrenze wieder drunterzukommen. Nur bin ich dann über dem Ozean und muss dann auch die Insel wiederfinden.... Und da ich noch nie ein GPS aus der Nähe gesehen und den Kompass verkauft habe...
Also schliesse ich mich dem Rat von Uwe an: Passt auf Euch auf und dreht beim leisesten Zweifel einfach mal um.

Gruss Stephan
Lässt sich niemals durch den Amtsschimmel vom Himmel holen...
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Beitrag von ME13BD » Fr 18. Jul 2008, 21:42

hallo Ihr Wolkenhelden,

ja, dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen!

Gerade heute ist hier bei uns in der Nähe etwas ähnliches nicht mehr so gut ausgegangen. Eine E-Maschine aus Stade war im Anflug auf Porta Westfalica nicht durch dieselbe, sondern wohl "instrumental" über das Wiehengebirge, etwas zu knapp angeflogen. Der recht erfahrene Pilot hat dabei die Bäume gestreift und ist mit seiner Maschine auf dem Kammweg aufgeschlagen und aufgebrannt. Sein Co ist dabei ebenfalls umgekommen.
Die Bilder im Regionalfernsehen waren schwer verdaulich und man konnte nicht einmal den Typ von Flugzeug erkennen.
Und sie waren ja nicht die ersten die hier in den beginnenden Weserbergland-Höhen bei schlechter Sicht "hängengeblieben" sind.

Daher lieber einmal ein bisschen feige, als den Rest des Lebens tot!!

Trotzdem angenehmes Wochenende
und vieleicht mal ein Treffen am Dolmar

Martin
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wolli
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Beitrag von wolli » Mo 21. Jul 2008, 04:58

Moin,

da kommt man gerade aus dem Urlaub zurück und erfährt so üble Dinge...

Hier gibt es noch einige Infos zum Unfall in Porta:
http://mt-online.de/mt/video_news/lokal ... nt=2475550
Gruß, Jörg

und denkt dran...
Echte Männer essen keinen Honig.
Echte Männer kauen Bienen!
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Cobra Uwe
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Beitrag von Cobra Uwe » Mo 21. Jul 2008, 05:38

wolli hat geschrieben:Moin,

da kommt man gerade aus dem Urlaub zurück und erfährt so üble Dinge...

Hier gibt es noch einige Infos zum Unfall in Porta:
http://mt-online.de/mt/video_news/lokal ... nt=2475550
Ja, das ist schlimm. Was genau bei diesem Unfall passierte kann man ja noch nicht sagen. Vieleicht das Wetter.......? Vieleicht wirklich ein Motorproblem?
Ich habe mich jedenfalls mit der Story geoutet um die Leser zu sensibilisieren wie schnell man in Schwierigkeiten (entsprechende Leichtsinnigkeit vorrausgesetzt) ist.
Mein Problem war meine Selbstverständlichkeit on Top zu sein.
Von Berufswegen bedingt hatte ich das viele Male während der Checkflüge mit meinem Chef oder zu PPLA Zeiten.
Aber................ da war die Ausrüstung an Bord!

Wie gesagt. Mich hat das Erlebnis in die Wirklichkeit zurückgeholt und es wird mir nicht mehr passieren.

UWE
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Beitrag von Quax011 » Do 4. Sep 2008, 19:03

Ja,

das mit dem Wetter kenn ich..........

Mein Tipp: Bevor die Sicht weg ist, auf den Acker und abwarten und Tee trinken. Oder noch besser: Gar nicht erst los fliegen.

Ich kenn das, wenn mans geschaffft hat ist man ein Held, ist unheimlich gut fürs Ego, wenn nicht, gibt's ne Todesanzeige.........


Das blöde ist, dass es in unserem Ländle manchmal doch recht unbeständig ist, was eben noch problemlos fliegbar ist schwuppdiwup ziemlich scheiße!


Ich sag mittlerweile immer öfter: "Wenn Krieg wär, würd ich's machen!" (aber es is ja kein Krieg)


Drück mir mal die Daumen fürs WE von Gießen zur Porta


Gruß

Peter
"und kost Benzin auch 3? 10, scheiß egal es wird schon gehn!"
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Flymicha
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Ähnliches Erlebniss

Beitrag von Flymicha » So 2. Nov 2008, 18:51

Auf meinem Flug von Waltrop nach Tannheim im Oktober 08 hatte ich ein ähnliches Erlebniss.

Der Flug führte mich zunächst über Dortmund nach Aschaffenburg.
In Aschaffenburg hab ich dann zu Mittag gegessen und getankt.

Gafor Sagte XRay Ri. Süden, hab´s aber trotzdem probiert, bin dann durch die Täler geeiert kurz am Main entlang irgenwie ging´s noch (ist halt gut wenn man langsam fliegt).

Doch dann kurz vor Heilbronn war es dann soweit nur noch Weinberge um mich herum und die Sicht ging rapide runter so dass ich mir nur noch eine Wiese im Tal suchen konnte.
Bin auch gut runtergekommen.

Naja so eine Aktion kann man aber auch wirklich nur mit einem langsam fliegendem Ul machen was auch bei einer Aussenlandung nicht gleich zerschellt.

Am nächsten morgen sah es dann (kurzfristig) besser aus.

Beim Start blauer Himmel alles Prima, 10 min Ri. Süden und schon war die Sicht wieder weg.

Ich bin dann am SFG Heilbronn gelandet und hab noch zwei Stunden gewartet dann ging´s.

So dass ich dann am Nachmittag in Tannheim landen konnte.

Mit freundlichen Grüßen

Flymicha
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