zu blöd zum Klappensetzen

Problemschilderungen, Ausfälle, Missgeschicke etc......

Moderator: Moderatorenteam

Antworten
Sunnyklaus
Beiträge: 45
Registriert: Fr 15. Jun 2007, 13:25
Wohnort: eigentlich Nürnberg uneigentlich Karlsruhe
Kontaktdaten:

zu blöd zum Klappensetzen

Beitrag von Sunnyklaus » Mo 9. Jul 2007, 12:16

Ist zwar schon ein paar Jahre her, spielte sich in Liverpool ab, hätte aber hier genauso sein können. Ich charterte immer mit knappstem Zeitbudget eine Cessna 152 im Club in Liverpool. Ich kam gestresst, weil fast zu spät für den gebuchten Flieger am Platz an (angespannt, Kopf nicht frei). Der übergebende Pilot lies mich unterschreiben, irgendwie erzeugte das ein Gefühl wie ?alles ok und wie immer?(Irrtum). Ich war mit genau dieser Clubmaschine noch nicht zuvor geflogen aber 152er ist 152er dachte ich (eigentlich dachte ich nichts, denn ich hatte auch dafür zu wenig Zeit.). Der Elektroschalter für die Klappenstellung war bei den 152ern, die ich kannte gerastet, dh ein flip an dem Schalterchen und die Klappen gingen brave 15° runter. Diese Maschine hatte einen anderen Schalter drin. Wenn der geflipt wurde, dann nudelte die Klappe runter bis Ende. Das hatte ich mir nicht angesehen. Der Flug war eh schon durch Zeitmangel gekürzt. Also bald schon nach unentspanntem Kurzflug ging es zurück zum Platz. Als Ziel peilte ich die Kühltürme der Kraftwerke am Hafen an. Eigentlich war ich beim Vorbereiten der Landung, ich war in Gedanken schon beim Eindrehen ins Endteil. Wollte grad mal 15° Klappen setzen, -flip-. Und dann passierte etwas, was mich aus meinem Zustand angespannter Sturheit in einen solchen, adrenalintriefender Überlastung schnalzte. Die Nase der Cessna neigte sich nach unten und peilte die Kühltürme wesentlich direkter an als ich das wollte. Ich sah die dusteren Öffungen die sich scheinbar auf mich zu bewegten. Reflexartig zog ich am Horn. Widerstand! Noch reflexhafter drückte ich das Gas in das Instrumentenbrett ( zum Glück stotterte der Motor nicht ob meiner Panikreaktion). Es ging dennoch weiter bergab. Ich zog aus Leibeskräften am Steuerhorn, das plötzlich reichlich weit weg von mir war. Das war Schwerarbeit. Und als ich dann die Maschine langsam abfing, begann es mir zu dämmern. Das fühlte sich wie ein Durchstarten mit voll ausgefahrenen Klappen an. Dann guckte ich unter krampfhaftem Zug am Steuerhorn genauer zu dem kleinen Flipschalter nach links und ich sah dass er sein Zeigerchen komplett nach unten bewegt hatte ?full flaps?.
Ich war letztlich nicht im Kühlturm verschwunden und landete die alte Dame auf dem richtigen runway aber ich war völlig zittrig und fertig. Wäre ich nicht auf den letzten Drücker zum Charterslot gekommen, wäre entspannt mit dem immerhin mir neuen Flieger umgegangen, dann hätte es beim Flip auch in meinem Hirn Klick machen müssen. Für Andere mag das eine banale Geschichte sein, für mich war es eine Geisterbahn.

Klaus
Wonneflieger Sonnenflieger
Antworten