582 im Startsteigflug fast verreckt... as tun?

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happyflyer
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582 im Startsteigflug fast verreckt... as tun?

Beitrag von happyflyer » Di 23. Dez 2008, 10:27

Hallo zusammen,

jetzt muss ich auch mal was in die DangerZone schreiben.
Ist schon ein Weilchen her, als ich an einem recht schönen Sommertag mit ner C22 wieder starten wollte. Im Startsteigflug, geschätzt etwa 400ft AGL, bemerkte ich zunächst ein verändertes Motorgeräusch. Es war deutlich zu hören, dass die Drehzahl abfiel.

Damit einher fiel mir auf, dass auch alles andere zur fallenden Triebwerksleistung passte: Geschwindigkeit sinkt, Steigrate sinkt. Aber es ging eben nicht sofort los mit dem Notverfahren. Vielmehr war da eine grosse Unsicherheit: Ist das jetzt der oft geübte Triebwerksausfall? Hab ich ein echtes Problem, oder was geht hier ab? Irgendwann war ich mit mir einig, dass hier ein ernstes Proble vorliegt.

Also: Höhe jetzt etwa 500ft AGL, Nase runter, FAHRT HALTEN (haben wir ja alle gelernt), MAYDAY - ich blubbere was von Triebwerkausfall und sofortige Landung , und zum Glück gibts gleich zur linken eine zweite, seit langem stillgelegte Graspiste mit freundlichen Abweisern = Heurundballen drauf. Aber wenige, genug Platz zum Landen.

Also 90° links, und ein fast perfekter Anflug. Motor schnurrt inzwischen wieder (jedenfalls fühlt sich das so an). Ein Blick zeigt, so komme ich auch wieder zurück zur Asphaltpiste - zwar mit Rückenwind, der aber fast nicht vorhanden ist. Die Piste ist auch frei.

Der Türmer spielt super mit, sagt einer Zweimot auf dem Rollweg dass sie sofort halten soll wegen Maydayverkehr und Notlandung.

Am Ende ein wunderbarer Touchdown mit Restleistung am Triebwerk, einige Meter hinter der Schwelle, also mit knapper Sicherheitsreserve.

Warum schreibe ich das hier auf?

Es hat mich beim Bedenken dieses Vorfalls UNGLAUBLICH beeindruckt, wie lange man braucht, eine klare und eindeutige Entscheidung zu treffen. Subjektiv war es eben nicht der "KNALL nach dem die Latte steht". Vielmehr ein mulmiges Gefühl dass etwas nicht stimmt, scheiße jetzt bin ich dran, wat nu, Motor zieht ja noch nur nicht genug. Ein gewisses Gefühl der Ertapptheit kam irgendwie auch dazu. Ich schätze, dass ich bestimmt 20-30 Sekunden gebraucht habe, um klar und eindeutig zu entschließen: "Mein Möppel steht, und ich mach jetzt ne Notlandung inkl. Mayday-Ansage!"

Dann die Entscheidung treffen - stillgelegte Graspiste mit Hindernissen, aber ok. Also rum, innerlich quasi im Endanflug. Dann das Umwerfen dieser Entscheidung, weil ja die "normale" Piste erreichbar war. Ich erinnere mich an den bewussten Gedanken, dass ich bei dem herrschenden Nicht-Wind in Gegenrichtung landen kann.

Alles in allem ist alles gut gegangen. Was ich daraus gelernt habe?

Ich drille mich nicht mehr auf den grossen Knall, sondern rechne mit sich langsam anschleichenden Problemen. Und ich will "beim nächsten Mal" versuchen, bei einer Entscheidung die "Aussenwirkung" ausser Acht zu lassen - also kein Gedanke an "ertappt" oder so.

Ausserdem habe ich gelernt, dass fliegerische Entscheidungen, besonders in Notsituationen, nichts mit den üblichen "Alltagsentscheidungen" zu tun haben. Da hat man in der Regel Zeit, zig Faktoren zu bedenken und in Ruhe abzuwägen. Ich dachte, ich hätte das in der Aubsildung zur Genüge gelernt, aber die Umsetzung sah dann ganz anders aus.

Vielleicht lernt jemand was davon.

Schöne Weihnachten Euch allen, und einen guten Rutsch in ein schönes Fliegerjahr 2009!
Happy landings!
Stephan
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Beitrag von Stephan » Di 23. Dez 2008, 11:55

Na willkommen im Club. Jetzt bist Du auch ein richtiger Pilot :D
Beim Fliegen habe ich eigentlich zu erstmal einen dicken Reflex antrainiert:
Egal was passiert, zu allerst mal die Nase runter. Dann überlegen. Hast Du Fahrt fällst Du nicht.
Das nächste Mal gehst Du sicher mit ruhigeren Nerven an die Sache. Du hast ja jetzt gesehen dass es gut geht...
Glückwunsch auf jeden Fall.
Hast Du schon nachgesehen was los war?

Gruss Stephan
Lässt sich niemals durch den Amtsschimmel vom Himmel holen...
Frank
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Beitrag von Frank » Di 23. Dez 2008, 13:58

Hi happyflyer,

willkommen im Club, schöne Geschichte und nach den stressigen Feiertagen sicherlich einen Kommentar wert - wer hat eigentlich die Mär des "besinnlichen Advent" erfunden? :evil:

Saggemal - was ist eigentlichaus Deiner Website geworden? Ich krieg da nur ne 404-Meldung....

Lieben Gruß nach Hei..... (wolln ja nix verraten, gell? :wink: )

Frank
...''einfach'' Fliegen!!!
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Frohes neues Jahr!

Beitrag von happyflyer » Fr 2. Jan 2009, 05:31

Hallo zusammen, und ein frohes Neues wünsche ich!

@Frank Grüß Dich :) Das mit der Homepage ist genauso gelaufen wie mit Deiner Adventszeit: keine Zeit mehr. Aber irgendwann möchte ich sie wieder aufmachen, nur weiß ich nicht, wann ich das schaffe.

Das Triebwerk wurde unmittelbar nach dem Vorfall in einem Fachbetrieb überprüft. Es wurde nichts gefunden... was mich auch sehr viel Vertrauen hat verlieren lassen. Ich hätte gut damit leben können, wenn ich irgendeine Schlamperei begangen oder einen Fehler gemacht habe. Aber niemand konnte was finden.

Ich persönlich vermute den beim Rotax 582 nicht ganz unbekannten "cold seizure" (mal googlen, da gibt es mehrere Schilderungen aus USA), also irgendwann mit noch zu kaltem Motor Vollgas gegeben.

Also ist die einzige Lösung für mich: einfach weiterfliegen und hoffen, dass beim nächsten Mal auch alles so gut läuft - das kann man ja trainieren!

Liebe Grüße,
Happyflyer
Happy landings!
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Cobra Uwe
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Re: Frohes neues Jahr!

Beitrag von Cobra Uwe » Sa 3. Jan 2009, 11:31

happyflyer hat geschrieben:Hallo zusammen, und ein frohes Neues wünsche ich!

@Frank Grüß Dich :) Das mit der Homepage ist genauso gelaufen wie mit Deiner Adventszeit: keine Zeit mehr. Aber irgendwann möchte ich sie wieder aufmachen, nur weiß ich nicht, wann ich das schaffe.

Das Triebwerk wurde unmittelbar nach dem Vorfall in einem Fachbetrieb überprüft. Es wurde nichts gefunden... was mich auch sehr viel Vertrauen hat verlieren lassen. Ich hätte gut damit leben können, wenn ich irgendeine Schlamperei begangen oder einen Fehler gemacht habe. Aber niemand konnte was finden.

Ich persönlich vermute den beim Rotax 582 nicht ganz unbekannten "cold seizure" (mal googlen, da gibt es mehrere Schilderungen aus USA), also irgendwann mit noch zu kaltem Motor Vollgas gegeben.

Also ist die einzige Lösung für mich: einfach weiterfliegen und hoffen, dass beim nächsten Mal auch alles so gut läuft - das kann man ja trainieren!

Liebe Grüße,
Happyflyer
Erst einmal meinen Glückwunsch das alles so gut verlaufen ist
:P

Dieses Klemmen des Motors nach dem Start (cold seizure) war in der Tat ein bekanntes Problem für den Graukopf.
Wenn man den Motor gemäß Betriebshandbuch warm laufen lässt, sollte es eigentlich nicht vorkommen. Wie auch immer………….
Aus diesem Grund wurde meines Wissens dann auch bei dem Blaukopf der Kühlkreislauf etwas geändert (Zweikreis) und ein Thermostat installiert um die Wassertemperatur auf ein Minimum von 60°C halten zu können.
Trotzdem würde es mich interessieren was die Firma an deinem Motor alles überprüft hat?
Nur Standlauf?
Wurden die Kolben durch den Abgaskanal auf Klemmspuren überprüft?
Kompression gemessen? Kraftstoffdruck gemessen? Wo sitzt denn deine Pumpe? In welchem Zustand ist denn der Pulsschlauch? Ist er frei von Schmieroel?

Eine weitere Möglichkeit für einen Drehzahlverlust beim 582er nach erreichen der Betriebstemperatur könnten klemmende bzw. festsitzende Kolbenringe sein. Darum ist die Überprüfung der Kolben(ringe) ein MUSS!
Den Aufwand sollte Dir der Flieger und deine Gesundheit wert sein.

Ich selber hatte vor wenigen Monaten ein Motorproblem. Der Grund?

Zu einfach um wahr zu sein! :roll:

Die Kraftstofffilter (wir haben pro Flügeltank einen) waren zugesetzt und der Kraftstoffdurchfluss bei Vollgas (trotz elekt. Pumpe) nicht mehr gegeben.

Die Filter hatten eine TT von 5std und waren mit den Rückständen aus dem neuem Tanks und Bohrspänen ziemlich zugesetzt.
Bemerkt habe ich es vor dem eigentlichen Motorstop weil wir einen Low Level Sensor im Headertank eingebaut haben. Wenn der anspricht, gibt es noch Saft für ungefähr 6min.
Das langt normalerweise für die Suche nach einem sicheren Landeplatz. In meinem Fall langte es für den Rückflug zum Platz. Im Queranflug erst Drehzahlverlust und schlecht Gasannahme, im Endteil war dann der Motor aus.

Will damit sagen: Lebe nicht mit dem „könnte schon gehen“, sondern versuche die Ursache ausfindig zu machen.

Gruß UWE
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erkki67
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Beitrag von erkki67 » Sa 3. Jan 2009, 12:03

Hallo

Bau dir die Membranpumpe auseinander und untersuche sie auf Mikroperforierungen, sollten sie da sein würde dies den Leistungsabfall erklären ohne irgendwelche andren Spuren!!!

Gruss Erkki
Sit on top :mrgreen:
happyflyer
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Zu spät...

Beitrag von happyflyer » Mo 5. Jan 2009, 16:41

Danke für die Tipps!

Ich sollte dazu sagen, dass der Vorfall bereits einige Jahre zurück liegt. Inzwischen ist der Flieger schon lange verkauft (wobei wir den Vorfall natürlich nicht verschwiegen haben).

Zum damaligen Zeitpunkt wurden Standlauf- und Vollgastests am Boden gemacht, mehr oder weniger unmittelbar nachdem ich vorstellig wurde. Beides war in Ordnung. Nach Abschrauben der Krümmer waren dann deutliche Schleifspuren an den Kolben zu erkennen.

Es handelte sich (richtig erkannt) um den alten Graukopf. Und nach allen Aussagen der Schrauber und auch meiner eigenen Meinung tatsächlich um cold seizure. Das Problem dabei ist, dass der cold seizure nicht zwingend sofort zu Problemen führt. Vielmehr tritt dabei eine "minderschwere" Motorschädigung auf, so dass später TROTZ vernünftigen Warmlaufens jederzeit Probleme auftreten können. (Logisch, wenn die Ringe Fratze sind...). Also einmal cold seizure -> Problem für die Ewigkeit bis entsprechend überholt oder neu.

Ich hatte wie gesagt das Problem, dass nach gründlicher Triebwerksüberprüfung keine sonstige Ursache zu finden war. Und da ich alles andere als begnadeter Motorschrauber bin, hab ich ziemlich das vertrauen verloren.

Auf jeden Fall ist alles gut gegangen durch die richtige Reaktion, trotz Problemen bei der Entscheidungsfindung. Aber es war eine wichtige Lektion, die ich nicht missen möchte!

Schöne Flüge in 2009 wünsch ich Euch allen!
Happy landings!
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