Eine Ente von Burt Rutan

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Atlas
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Eine Ente von Burt Rutan

Beitrag von Atlas » Fr 16. Okt 2015, 11:56

Hallo Bastlergemeinde
Schon seit einiger Zeit habe ich mich in eine Ente von Burt Rutan verliebt und spiele jetzt mit dem Gedanken mir selber eine Long EZ auf Kiel zu legen. Von Handwerklichen mach ich mir keine allzu großen Gedanken ich bin Mechaniker und Masch.-Bau-Ing und habe auch schon ein paar GFK- Arbeiten fertiggestellt.
Gibt es hier im Forum zufällig jemanden der selber so ein Projekt gestartet oder fertig gestellt hat? Bevor ich Kontakt zum OUV aufnehme möchte ich erst einmal eure Erfahrungen, Bedenken oder Gedanken dazu hören bzw. lesen.
MFG Stefan
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TDC
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Beitrag von TDC » Fr 16. Okt 2015, 16:04

Hm,
ich hatte vor einiger Zeit einen flüchtigen Kontakt mit einem Homebuilder der gerade so
ein Teil baut. Hier ist sein laufender Bericht: http://www.aryjglantz.com/p/blog-page.html?m=0
Er hat auch eine Sammlung aller verfügbaren Pläne...

Nun soltest du dir aber vorher mal überlegen WO du dieses Ding fliegen willst wenn es
fertig ist.

Z. B kann man aus den Berichten erfahrener Entenflieger entnehmen das die Dinger
schnell sind, und zwar in jedem Flugzustand, auch beim Starten und Landen. Ist ja
logisch, wer will schon bei Start und Landung riskieren dass die Nase nach unten nickt
weil der Canard nicht mehr trägt? So funktioniert schließlich die eigebaute
Überziehresistenz...

Außerdem hab ich mir sagen lassen daß im langsamen Flug die Wirkung der Seitenruder
(Spoiler) extrem zu wünschen übrig lässt. Das betrifft die Rutan-Canards ebenso wie den
französischen Ibis, den Richter Delta-Dart2 wie auch die Speed-Canard. Den einen oder
anderen hat der Seitenwind wohl schon ins Gebüsch fliegen lassen.

Dann wäre da noch die Sache mit Grasbahnen - das mögen die Rutanvögel auch nicht.
Einerseits wg. dem ungeschützten Propeller der von den vom Bugrad aufkommenden
Steinchen usw. geschreddert wird, außerdem gibts bei den für hohe Geschwindigkeiten
ausgelegten Propellern Probleme überhaupt den anfänglichen Rollwiederstand zu
überwinden und auf Abhebegeschwindigkeit zu kommen.

Wenn ich im Amiland lebte würde ich sicher auch mit so was anfangen, aber die
sprechen ja bei einem Flugplatz mit 2 Meilen langer befestigter Bahn von einem "kleinen"
Platz, da passt das.

Nein, ich will dir das Projekt nicht madig machen. Wenn du alle notwendigen
Vorkehrungen triffst und die Besonderheiten berücksichtigst wirst du sicher ne Menge
Spaß damit haben.
:D
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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Beitrag von Atlas » Fr 16. Okt 2015, 19:00

Hallo TDC
Die Blog vom Aryj verfolge ich schon eine ganze Weile ebenso den Blog von Long EZ Push auch dein Projekt :D klasse Flieger für mich nur etwas klein…
Die Templates auf seiner Seite sind, wahrscheinlich durchs einscannen, etwas verzogen. Das konnte ich aber schon korrigieren.
Fliegen will ich den Vogel natürlich da wo es geht, der Flugplatz in meiner Nähe hat eine wunderschöne Asphaltpiste sollt in den meisten Fällen also kein Problem darstellen. Danke für den Hinweis.
Für das Problem mit dem Seitenruder habe ich schon eine Verbesserung/ Mod von Herr Rutan gesehen. Eine Bewertung steht noch aus.

Ich sehe solche Antworten wie deine nicht als „madig machen“ an sondern ehr als konstruktiven Erfahrungsaustauch der mir eine ganze Menge Ärger ersparen kann. Also immer her damit.
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Uwe Seimetz
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Beitrag von Uwe Seimetz » Fr 16. Okt 2015, 22:11

Hallo Stefan,
ein weiteres großes Problem für die Enten ist das Lärmzeugnis in Deutschland. Kann natürlich sein, dass die hohe Geschwindigkeit der Maschine dir da etwas zugute kommt. Das Teil hat, soweit ich weiß auch Zuladungsprobleme, ist sehr begrenzt.
Aber jeder hat so seinen Favoriten, den er trotzdem gerne bauen möchte.
Viel Spaß dabei. :D

Uwe
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Beitrag von Atlas » Sa 17. Okt 2015, 09:02

Hallo Uwe
Das Lärmzeugnis stellt definitiv ein Problem dar. Kann mir jemand erklären warum die Vögel so ein Problem damit haben?
Liegt es schon an der eigenwilligen Form der Enten oder an der Anordnung des Motors?
Es wäre schade nur mit einer vorläufigen Zulassung und nur im Testbetrieb „rumzugurken“ ohne Aussicht auf die endgültige Zulassung.
Zusätzlich habe ich auch keine Lust auf das gleiche Schicksal wie die Schweizer Velocity HB-YHB von 2003.
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Beitrag von erkki67 » Sa 17. Okt 2015, 10:58

Enten müssen nicht unbedingt Raketen sein, es gibt auch solche mit langsameren Geschwindigkeitsbereich.
Sit on top :mrgreen:
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Beitrag von Flying-Friese » Sa 17. Okt 2015, 11:43

Atlas hat geschrieben:Hallo Uwe
[...]
Liegt es schon an der eigenwilligen Form der Enten oder an der Anordnung des Motors?
[...]
Beim Pusher dreht der Prop. in verwirbelter Luft. Das macht Lärm.
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Beitrag von Timpilot » Sa 17. Okt 2015, 11:45

Hallo,
das mit dem Lärm liegt an der Anordnung des Motors/propellers hinter der Tragfläche.
Die Strömung oberhalb und unterhalb der Tragfläche strömen mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten hinten ab - es ergibt sich ein Scherbereich der Strömung. Außerdem ist natürlich die Strömung hinter jedem umströmten Körper im Nachlauf gestört/gebremst. Wenn der Propeller da nun regelmäßig hindurchstreicht ändern sich schlagartig die Druckverältnisse am Propellerblatt - das macht Geräusche. Man sagt daher, dass Pusheranordnung generell lauter ist als Traktor.

Falls Du Fragen zum speziellen Zulassungsverfahren über die OUV hast kannst Du Dich gern melden. Ich bin dort als Gutachter und Nachflugpilot tätig.
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Beitrag von Uwe Seimetz » Sa 17. Okt 2015, 12:33

In der Regel kommt noch dazu, dass das Auspuffende vor dem Propeller endet und der Lärm dadurch noch verstärkt und abgestrahlt wird.
Es gibt aber auch Pushersystheme die das Auspuffproblem nicht haben.
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Beitrag von Atlas » Sa 17. Okt 2015, 12:34

Hi Tim
So wie ich das verstehe liegt’s an der eigenwilligen Konstruktion :? . Wie stehen da die Chancen mit so einem knattern das Lärmzeugnis zu bekommen?
Nur das mich keiner falsch versteht, ich möchte kein totes Pferd satteln auf das ich zwar aufsteigen kann das aber nicht loslaufen kann bzw. darf.

Bei meinen Fliegervorhaben habe ich einige Modelle im Auge gehabt:
Die Quikie Q2, die Long EZ die Flieger von Herrn Vidor (V & X) und die Ospray GP4.
Wobei die Long eine absolute Liebeshochzeit währe.
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Beitrag von TDC » Sa 17. Okt 2015, 14:01

Atlas hat geschrieben:Die Quikie Q2, die Long EZ die Flieger von Herrn Vidor (V & X) und die Ospray GP4.
Alles schön und gut, mit den Fliegern vom Vidor hast du wahrscheinlich die
besten Chancen auf einen dauerhaft sicheren Flugbetrieb (einfach wegen
der weniger kritischen Flugeigenschaften), die Quickie dürfte da genau am
anderen Ende des Spektrums liegen.

Frage: Welche(n) Flugschein(e) hast du denn aktuell?
Es wäre nämlich ein womöglich fataler Irrweg erst mit dem ersten
selbstgebauten Flieger auch das Fliegen lernen zu wollen...
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Beitrag von Timpilot » So 18. Okt 2015, 10:16

Hallo Stefan,

es gibt definitiv Enten, die in D als Amateurbau mit endgültiger Zulassung fliegen.
Ich frage mal nach, wie es mit der Long EZ steht, wegen Lärm.

Es liegt an der Pusheranordnung - die haben im Grunde alle dieses Problem.

Auspuff nach oben verlegen kann auch helfen eine der Lärmquellen zu vermindern. Sollte auch gar nicht unmöglich sein bei Motoranordnung hinter der Kabine. Und ja, auch das Auspuffrohr hat einen Strömungs-Nachlauf und induziert Lärm, wenn es dicht vor der Propellerebene sitzt (Eine Windkraftanlage hört man immer genau dann, wenn ein Blatt unten am Mast vorbeistreicht - gleiches Prinzip). Dazu kann auch die Reflektion des Auspufflärms durch die Propellerebene negative Auswirkung haben.
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Beitrag von Cobra Uwe » So 18. Okt 2015, 19:21

Timpilot hat geschrieben:Hallo Stefan,

es gibt definitiv Enten, die in D als Amateurbau mit endgültiger Zulassung fliegen.
Ich frage mal nach, wie es mit der Long EZ steht, wegen Lärm.

Es liegt an der Pusheranordnung - die haben im Grunde alle dieses Problem.

Auspuff nach oben verlegen kann auch helfen eine der Lärmquellen zu vermindern. Sollte auch gar nicht unmöglich sein bei Motoranordnung hinter der Kabine. Und ja, auch das Auspuffrohr hat einen Strömungs-Nachlauf und induziert Lärm, wenn es dicht vor der Propellerebene sitzt (Eine Windkraftanlage hört man immer genau dann, wenn ein Blatt unten am Mast vorbeistreicht - gleiches Prinzip). Dazu kann auch die Reflektion des Auspufflärms durch die Propellerebene negative Auswirkung haben.
Vor vielen Jahren habe ich das werkeln an solch einer Ente mitbekommen.
Der Auspuff war in der Tat nach oben abgehend und der Propeller hatte eine Extension drauf um weiter vom Flügel wegzukommen.
Das ging über mehrere Jahre. Habe das Projekt leider aus den Augen verloren.

Gruß UWE
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Beitrag von Atlas » Di 20. Okt 2015, 08:43

Hallo Zusammen

Sorry für die späte Antwort, ich bin momentan etwas mit Arbeit überladen.

@ TDC: z.Z. mache ich meine PPL-A. Ich habe nicht vor loszulaufen bevor ich richtig gehen kann. :D Für mich ist dieser Thread Grundlagenermittlung und ein Austausch mit erfahrenen 1:1 Flugzeugbauern.

@ Tim: Für mehr Infos und eventuell einen Kontakt zu einem Entenflieger wäre ich dir dankbar.
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