gewölbte Scheiben anfertigen

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Brummer
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gewölbte Scheiben anfertigen

Beitrag von Brummer » Mi 21. Jul 2010, 10:01

Hallo,
ich stehe vor dem Problem, Türscheiben anfertigen zu müssen, die leicht nach außen gewölbt sind. Grob gesagt haben sie eine ähnliche Form wie eine sehr flache Duschwanne.:P

Die Frage ist, welches Material am ehesten dazu geeignet ist (Makrolon?) und wie ich es verarbeite.
Meine Idee wäre, eine Art Tiefziehform anzufertigen, in die das erwärmte Material mit Unterdruck hineingezogen wird.
Ist das so machbar?
Welche Temperaturen werden benötigt?
Wie machen das eigentlich die Profis?

Vielen Dank schonmal,
Peter
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zodiac
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Beitrag von zodiac » Mi 21. Jul 2010, 12:39

Hallo Peter,

Makrolon (also PC) müsste ganz gut funktionieren.

Unterdruck ist aber m.E. viel zu aufwändig!

Klar, du bekommst ein genau definiertes Formteil hin aber wenn deine Form nicht supertruper poliert ist, dann hast du eine schlierige Scheibe.

Bei der von Dir beschriebenen relativ einfachen Geometrie würde ich empfehlen die Scheibe zu blasen.

Mach einen einfachen aber luftdichten Rahmenkasten. (altes Doppelfenster umbauen??)

Ein Ventilanschluss mit Absperrhahn dran.

Klemme die Makrolonscheibe luftdicht in den Rahmen.

Laaaangsam erwärmen weil der Kunststoff ja ein besch... Wärmeleiter ist und die Wärme je nach Dicke der Scheibe länger braucht bis sie im Inneren des Kastens ankommt.

Temperatur ? Keine Ahnung! irgendwas zwischen 110 und 160 schätze ich, (Versuch macht kluch :colabear: )

Wenn der Backofen der Göttergattin zu klein ist(nicht erwischen lassen!!!)
tuts eventuell auch eine gute Heißluftpistole...

Wenn die Mitte der Scheibe leicht abzusinken beginnt, zügig aber mit SEHR WENIG Druck auf die gewünschte Ausbeulung aufblasen und ventil schließen.
Wenn du keine Pressluft hast reicht u.U. sogar eine Fahrrad- oder Ballpumpe!!

erkalten Lassen, aus dem Rahmen nehmen und zurechtschneiden.

...so weit die Theorie
:roll:


Ich würde mit relativ dünnen Scheiben anfangen...
wenn's ein Ei wird, war die Temperatur ungleichmäßig...


Gruß Zodiac aka Peter
Oh frettlet gruntbuggly....
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tiniro01
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Beitrag von tiniro01 » Mi 21. Jul 2010, 13:07

Hallo Bastler,
ich will Euch den Mut nicht nehmen, aber das wird so nichts.
Man muß die Platte auf der ganzen Fläche sehr gleichmäßig erwärmen.
Das funktioniert selbst mit einer Vakuumformmaschine nicht sauber.

Die gespeicherte Wärmemenge in einer 1 oder 2mm dicken Platte ist aber so gering, daß sie sofort kalt ist, wenn man die Heizquelle entfernt.
Andererseits ist das Temperaturfenster, an dessen unterem Rand das Material hart ist und an dessen oberen es Blasen wirft und verbrennt, sehr gering.

Da braucht es eine präzise Temperaturführung.

Darüber hinaus ist Makrolon hygroskopisch und sollte vor dem Verformen bei Temperaturen kurz unter dem Erweichungspunkt getrocknet werden.
Als Platte einige Stunden, als Stapel mehrere Tage.


Hat schon seinen Grund, weswegen die geblasenen Hauben der Segler gleich ein paar Hunderter kosten.
Selbst diese Hersteller haben eine Menge Ausschuß dabei, der auch bezahlt werden will.


Laßt es lieber.
Das kostet nur Geld.
Als Laie würde ich immer nur mit einer Abwicklung arbeiten.
Das geht einfacher und sieht bei sorgfältiger Verarbeitung sicher besser aus als eine windschiefe Plexiblase mit weißen Stellen von der Überhitzung.
Gruß Gert
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zodiac
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Beitrag von zodiac » Do 22. Jul 2010, 07:41

Moin,
Tinirol hat natürlich Recht, es bedarf der möglichst genauen Temperaturführung!
ich sehe das aber nicht ganz so duster. beim "Experimental" Bau kann man ja auch mal ein bisschen experimentieren 8)

für "anders herum" (also Tiefziehen) gibts übrigens ein kleines Video von den Modellbauern...zeigt das Prinzip ganz gut:

http://www.jk-modellflug.de.tl/Tiefziehen.htm

Zum Warmformen muss man Polycarbonat übrigens NICHT trocknen. das ist nur beim Spritzgiessen oder Extrudieren interessant, damit keine Dampfblasen im Material entstehen

Das mit dem sofort kalt würde ich so auch nicht unterschreiben..dazu hatte ich in meiner Lehre zuviele Brandblasen vom "sofort kalten"PC :?

Übung und ein bisschen Fingerspitzengefühl sind m.E. der Schlüssel

Eine 1x2m Platte geht natürlich als Bastler auch nicht...

wenn man das hier:

http://books.google.de/books?id=ROvnrff ... en&f=false

liest war ich mit meiner Temperaturschätzung aus dem hohlen Bauch gar nicht so verkehrt, ist halt schon über 20 Jahre her, die Lehrzeit :roll:
Oh frettlet gruntbuggly....
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Uwe Seimetz
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Beitrag von Uwe Seimetz » Do 22. Jul 2010, 09:15

Wenn man die Scheibe auf einen Rahmen der erforderlichen Größe legt (nur an den Rändern auflegen), das Ganze dann von oben mit einen guten Heißluftfön kreisförmig und mit viel Geduld (noch besser wäre ein großflächiger Heizstahler) erwärmen. Alleine durch die Schwerkraft verformt sich die Scheibe nach unten. Dann kann man mit vorsichtigem drücken oder eines Formgegenstückes noch etwas nachhelfen. An einem Musterstück prüfen ob die Schutzfolie sich nicht mit der Scheibe verbindet!!!!!!!!!! Ggf. vorher abziehen, besser ware es aber schon wenn man die Folie drauflassen kann.
So schnell verliert sich die Biegetemperatur nicht, man hat schon ca. 15-25 sec. Zeit, je nach der Vorwämung. kann aber jederZeit nachheizen.
Klar es gibt elegantere Lösungen, vor allem aber teurer.

Uwe
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Beitrag von 400 kg » Do 22. Jul 2010, 11:27

Wollte ich gestern schon schreiben, habe aber keinen link mehr gefunden:

Scheibe in einen doppelten Rahmen aus Holz mittig spannen. Abdichten. Säurefreies Öl auf die horizontal gesetzte Scheibe geben bis Kante erreicht ist, mit Infrarotstrahlern erwärmen. Das Material senkt sich gleichmässig erwärmt g-powered mit zentraler Tendenz ab. Unten im entsprechenden Abstand trifft es auf eine geölte Glascheibe und legt sich dank Öl als Wärmemassenspeicher grossflächig wieder flach. Auskühlen lassen.

So sollen "definiert" gebauchte, plane Fenster aus Kunststoff für Selbstbauer möglich sein. Stand mal in einem Ami-Selbstbauermagazin, habe aber keinen aktuellen link über Google gefunden.

Vorsicht: Heisses Öl gibt schlimme Verbrennungen.

Gruss Dieter
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JuergenA
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Beitrag von JuergenA » Fr 23. Jul 2010, 07:35

nochmals Vorsicht: heisses Öl brennt auch gut!!!!

sowas bitte nur im Freien mit entsprechender Feuerschutzausruestung ausprobieren.

Gruesse
Juergen
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Beitrag von 400 kg » Fr 23. Jul 2010, 09:24

"nochmals Vorsicht: heisses Öl brennt auch gut!!!!

sowas bitte nur im Freien mit entsprechender Feuerschutzausruestung ausprobieren."

Dem schliesse ich mich an, denn Speiseöle haben eine Zündtemperatur von rund 300 Grad und die Verformung beginnt bei Makrolon unter Last bei 175 Grad und bis 210 Grad sollen maximal eingesetzt werden. Da man dies aber auch über Infrarotlampen in Keller oder Garage nicht genau steuern kann, ziehe ich den kolportierten Vorschlag lieber zurück und suche später noch einmal nach dem link zur Ölverformung von Makrolon.

Gruss Dieter
Brummer
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Beitrag von Brummer » Fr 23. Jul 2010, 11:08

Vielen Dank für Eure Tips und die Links!

Da ich, wenn die Sache funktioniert, durchaus eine ganze Kleinserie von den Scheiben anfertigen würde, lohnt es sich für mich, auch etwas mehr Aufwand zu treiben.
Mittlerweile habe ich mir überlegt, die Heizung eines alten Umluftbackofens in eine 1m² große Kammer einzubauen und die Temperatur elektronisch zu regeln. So könnte die Scheibe mitsamt Form in der Kammer gleichmäßig erwärmt werden.
Die Idee mit dem Öl finde ich genial! Vielen Dank dafür! Die untere Auflageläche in der Form werde ich so gestalten. Falls die trockene "Wärmekammermethode" nicht funktionert, werde ich es mit dem Öl versuchen.
Bezüglich der Sicherheit braucht Ihr Euch bei mir keine Gedanken zu machen, da ich mit den Gefahren von heißen Stoffen vertraut bin.
Das Ergebnis der Versuche werde ich hier auf jeden Fall vorstellen. :)

beste Grüße,
Peter
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Beitrag von 400 kg » Fr 23. Jul 2010, 11:28

Nochmal zum Öl, entscheidend ist, dass die Zündtemperatur, die deutlich über der Flammtemperatur liegt, bei der Öl brennen würde. tatsächlich an keinem einzigen Punkt erreicht wird.

Die Infrarotlampen dienten vermutlich dazu zu vermeiden, dass heisse Metallteilchen vom Heiz-Gitter eines Heissluftgerätes oder einer anderen Heizung abfliegen und auf das Öl gelangen. Das ist die eigentliche Gefahr, wenn ich mir das jetzt so überlege.

Gutes Gelingen

Gruss Dieter
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Brummer
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Beitrag von Brummer » Fr 23. Jul 2010, 14:08

Hallo nochmal,
falls es mit der beschriebenen Warmluftmethode nicht funktioniert, mache ich ein paar Tests mit einer alten Küchenfriteuse. Denkbar wäre bei Erfolg eine Größere zu bauen. Mein Schwiegervater rüstet Großküchen aus. Da landet eine Menge diesbezügliches Bastelmaterial auf dem Schrott...

Da mir beim Schmieden öfter mal das kochende Öl anbrennt, kenne ich die zu ergreifenden Vorsichtsmaßnahmen. :wink:
Danke nochmal!
Peter
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